Seit Urzeiten singen, tanzen und musizieren Menschen auf elementare Weise miteinander. Aber erst der Komponist und pädagogische Visionär Carl Orff hat mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman seit den 1920er Jahren ein musik- und bewegungserzieherisches Konzept daraus entwickelt, das als „Orff-Schulwerk“ weltweit über alle Kultur- und Gesellschaftsgrenzen hinweg Verbreitung, Anerkennung und Adaption gefunden hat.
1924 wird in München von der Gymnastikerin Dorothee Günther die „Günther-Schule für Gymnastik und Tanz“ gegründet1. Der junge Komponist und Kapellmeister Carl Orff ist fasziniert von der Idee, als musikalischer Leiter in die Schule einzusteigen. Zwei Jahre später kommt Gunild Keetman als Schülerin an die Schule und wird schon bald Orffs Assistentin und später seine lebenslange Mitarbeiterin in allen Belangen des sich nach und nach entwickelnden Konzeptes „Orff-Schulwerk“. Nachdem beide – auch unter Mitarbeit weiterer Autoren – in den 1930er Jahren eine erste Fassung des Orff-Schulwerks unter dem Titel „Elementare Musikübung“ herausgegeben hatten2, erscheint in den 1950er Jahren die Neufassung des Orff-Schulwerks unter dem Titel „Musik für Kinder“ in fünf Hauptbänden und vielen Zusatzheften3.
Nach einer regen Kurstätigkeit im deutschsprachigen Raum und ersten Erfolgen auch im Ausland (Japan, Kanada) in den 1950er Jahren war es an der Zeit ein Zentrum für Aus- und Weiterbildung für das Orff-Schulwerk zu schaffen und es gelang 1961 das Orff-Institut als Seminar und Zentralstelle an der damaligen Akademie Mozarteum (heute Universität) in Salzburg zu gründen. Heute – nach mehr als 50 Jahren – heißt die Aus- und Weiterbildungsstätte „Carl Orff Institut für Elementare Musik- und Tanzpädagogik“.4
1961 wurde die erste Orff-Schulwerk Gesellschaft gegründet und zwar in Österreich! Nur ein halbes Jahr später folgte die zweite in Deutschland. Heute gibt es rund 49 Orff-Schulwerk Gesellschaften in der ganzen Welt und auf allen fünf Kontinenten.
Das Orff-Schulwerk Forum5 ist die Dachorganisation für alle Orff-Schulwerk Gesellschaften. Einmal im Jahr treffen sich die Vorsitzenden, GeschäftsführerInnen und PräsidentInnen aus aller Welt zu einer dreitägigen Tagung, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Die derzeitige Leiterin des Orff-Schulwerk Forums ist Barbara Haselbach, die bereits 1961 bei der Gründung des Orff-Instituts als junge Lehrerin für Tanz und Bewegung dabei war.
1 Vgl. Kugler, Michael (Hrsg.): Elementarer Tanz – Elementare Musik. Die Günther-Schule München 1924 – 1944. Schott: Mainz 2002.
2 Vgl. Kugler, Michael: Die Methode Jaques-Dalcroze und das Orff-Schulwerk „Elementare Musikübung“. Bewegungsorientierte Konzeptionen der Musikpädagogik. Lang: Frankfurt/M. 2000.
3 Vgl. das Werkverzeichnis zum Orff-Schulwerk bei www.schott-music.com
4 Vgl. Widmer, Manuela: Die Pädagogik des Orff-Instituts. Entwicklung und Bedeutung einer einzigartigen kunstpädagogischen Ausbildung.